Rückblicke


Hopfaus letztes Lebensmittelgeschäft schließt

Mit dem Lebensmittelgeschäft von Gerda Kummer schließt zum Ende dieses Monats der letzte von einst vier „Tante Emma-Läden“ im Ort. Am Samstag wird die Inhaberin mit „eineinhalb weinenden Augen“ ihr „teures Hobby“ beenden. Bis zum Wochenende findet ein Abverkauf zu reduzierten Preisen statt.

Angefangen hatte alles im Jahre 1895 mit der Bäckerei von Matthäus Kummer. Im Laufe der Jahre kamen Nudeln und einige Lebensmittel hinzu. Nach einigen Umbauten wurden immer mehr Lebensmittel ins Sortiment aufgenommen. Der große Umbau zum Lebensmittelgeschäft erfolgte 1970. Durch das Aufkommen stets neuer Discounter gingen die Umsatzzahlen immer mehr zurück. So entschlossen sich die Kummers, ihr Geschäft im Jahre 1984 zu halbieren. Gleichzeitig ging der Laden von Dorothea „Dora“ und Alfred Kummer an Gerda und Manfred Kummer in die vierte Generation über. Während Manfred Kummer tagsüber hinter der Ladentheke stand und das Geschäft führte, war seine Frau Gerda als Dauernachtwache bis 2003 im ehemaligen Sulzer Krankenhaus tätig. Von dem gemeinsamen Lebensabend als Rentner hatten die beiden jedoch nur wenig, denn nur ein Jahr später verstarb ihr Mann Manfred. Um nach seinem Tod nicht in ein „tiefes Loch“ zu fallen hatte sich Gerda Kummer auf Anraten einiger Vertrauter entschieden, den Laden noch ein Jahr zu führen. Daraus wurden schließlich fünf Jahre. Im Juni feiert sie ihren 70. Geburtstag. Ihr Steuerberater wies darauf hin, dass sie ein „teures Hobby“ betreibe. Aber es habe ihr so viel Freude gemacht, gesteht Gerda Kummer. Alle Kunden sind immer so nett und hätten ihr über den Tod von ihrem Mann hinweg geholfen. Deshalb habe sie das Geschäft auch so lange offen gehalten. Ihr ist auch klar, dass ein solch „Tante Emma-Laden“ zu teuer ist und hat volles Verständnis dafür, wenn die Leute zum Einkaufen in den Supermarkt gehen. Jeder müsse schließlich sparen und schauen, dass er über die Runden komme. Das Angebot von Gerda Kummer geht weit über die Grundversorgung hinaus. Neben Backwaren, Obst und Gemüse gibt es einen Getränkemarkt. Zudem hat sie Tabakwaren, Zeitschriften und sogar Textilien anzubieten. Wer Mausefallen oder Fliegenfänger sucht, wird bei ihr ebenfalls fündig. Frische Ware wie Butter, Quark und Milch wie auch Zucker und Mehl kauft sie einmal wöchentlich im Großmarkt ein. Dabei ist sie auf sich allein gestellt. Begonnen hatte alles als „A&O“-Geschäft. In Spitzenzeiten hatte ihre Schwiegermutter Dorothea jede Woche Lebensmittel in Höhe von 2500 Mark abgenommen, um die Ware von Offenburg „Frei Haus“ zu bekommen. Ihr Schwiegervater Alfred galt als Tüftler und Erfinder. Er hatte 14 Patente angemeldet. Bei der Bäckerei Fink lief eine Hörnle-Wickelmaschine 40 Jahre lang. Mit Brezeln waren die Kummers auch schon auf der Ausstellung am Killesberg in Stuttgart. Sonntags gab es selbstgemachtes Eis zu kaufen. Davon schwärmen die älteren Kunden heute noch. Mit einem kleinen Lastwagen fuhr Alfred Kummer mit seinen Zucker-Osterhasen bis nach Herrenberg und war als „Hasen-Kummer“ weit bekannt. Nach „A&O“ wurde der Laden von Edeka beliefert. Zu ihrer Kundschaft zählen überwiegend ältere Personen. Sie alle bedauern es, dass der Laden geschlossen wird. Viele von ihnen sind nicht mobil und haben somit keine andere Einkaufsmöglichkeit. Die Kinder möchte man nicht immer bitten, einen zu fahren oder für einen einzukaufen, so Gerda Kummer. Sie hätten ihr eigenes Leben. Ihr selbst tue es mit der Schließung des Ladens in der Seele weh und es tue ihr um diese Personen leid. Sie gehe deshalb mit „eineinhalb weinenden Augen“, gesteht die Inhaberin. Vom Steuerberater wurde ihr jedoch dringend geraten, dieses „teure Hobby“ zu beenden. „Rote Zahlen“ habe sie aber nie geschrieben, betont Gerda Kummer. Eine Kundin bezeichne das Geschäft als „Kulturzentrum“ und sei ein Ort der Begegnung, wo man auch mal ein Schwätzchen machen könne. In Zukunft wird es samstags auf der Hauptstraße an der Ecke „Kummer und Metzgerei“ wohl ruhiger werden. Bis zum Samstag findet ein Abverkauf zu reduzierten Preisen statt. Danach bleibt die Ladentür nach 115 Jahren für immer geschlossen.

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