Im „Hopfauer Lesestüble“ wird es ruhiger

Vor 15 Jahren wurde auf Initiative von drei lesebegeisterter Frauen im Erdgeschoss vom Rathaus das „Lesestüble“ eingerichtet. Nach anfangs regen Interesse ist es zwischenzeitlich nach stark rückläufigen Leserzahlen sehr ruhig geworden.

Die Anfänge vom „Lesestüble“ gehen bis in das Frühjahr 2003 zurück. Gisela Walter und Gertrud Höhn von der der Senioren-Gymnastikgruppe hatten die Idee, in Hopfau eine kleine Leihbücherei einzurichten. Beweggründe waren das fehlende Freizeitangebot für ältere Mitbürger und der weite Weg nach Sulz zur Bücherei. Für die Hopfauer Einwohner sollte wieder Lesestoff zur Verfügung gestellt werden und zwar für alle, vom Kind bis zum älteren Menschen. Die früher im Pfarrhaus bestehende Bibliothek war bereits vor vielen Jahren aufgelöst worden. Schnell nahm die Idee Formen an. Spontan schloss sich den beiden Frauen auch Ilse Knöpfle an.Gerne stellte die Ortschaftsverwaltung auf Anfrage und Bitte der drei Rentnerinnen den leerstehenden Raum vom ehemaligen Grundbuchamt im Erdgeschoss vom Rathaus unentgeltlich zur Verfügung. Zur Bedingung wurden ein „kostenbewusster Umgang mit der Heizung“ und ein „verantwortungsbewusster Schließdienst“ gemacht. Zudem musste der Raum selbst gereinigt werden. Der Weg für das „Lesestüble“ war somit frei. Regale für die Bücher waren noch vorhanden. Tische und Stühle sowie Teppiche für den Boden brachten die Frauen von zu Hause mit. Später kam auch noch der Raum von der ehemaligen Kochschule hinzu. Die dafür benötigten Regale wurden von den Männern der drei Frauen gefertigt und aufgestellt. Durch Bücherspenden aus dem Privatfundus der drei Frauen und aus der Bevölkerung kamen für die Erstausstattung über 300 Bücher zusammen. Am 26. März 2003 wurde das „Hopfauer Lesestüble“ mit seinem kostenlosen Bücherverleih eröffnet und stieß auf reges Interesse.Das „Lesestüble“ diente ganz nebenbei auch als Treffpunkt für hautsächlich ältere Mitbürger um ein Schwätzchen zu machen und eine Tasse Kaffee zu trinken. Ursula Muskalla (die ehemalige Leiterin vom Kinderheim Pfisterwald in Sulz) schenkte dem „Lesestüble“ ihren kompletten privaten Bücherbestand von rund 1000 Exemplaren an bunt gemischter Literatur. Somit konnte eine interessante und attraktive Auswahl an Büchern für Jung und Alt angeboten werden.Hinzu kamen immer wieder Spenden aus der Bevölkerung. Heutzutage werden nach Entrümpelungen in den Haushalten kartonweise Bücher ins „Lesestüble“ gebracht und nach Themen sortiert, führen Getrud Höhn und Ilse Knöpfle aus. Ihrer Schätzung nach dürften sich derzeit bis zu 5000 Bücher im Bestand befinden. Ein Teil davon befindet sich noch aus Platzgrünen in Kartons. Das Angebot ist sehr vielfältig und reicht von Krimis über historische Romane, Sachbücher zu verschiedenen Themen, Reiselektüren, Bildbände, Ratgeber Gesundheit bis zu Kochbücher und Literaturpreisbücher. Sogar das Buch „Mein Kampf“ von Adolf Hitler steht ganz unscheinbar im Bücherregal. Anfangs wurde versucht, den Verleih der Bücher im Computer festzuhalten. Dies entpuppte sich aber als sehr aufwändig und unübersichtlich, führte Gertrud Höhn aus. Deshalb wird das kostenlose Verleihen der Bücher übersichtlich in einem Heft festgehalten und bei Bedarf den Leser an die Rückgabe des Buches erinnert.Krankheitsbedingt half Doris Wößner im Jahre 2009 einen Sommer lang aus und blieb schließlich nach dem Ausscheiden von Gisela Walter im Jahre 2010 im „Lesestüble“ hängen. Sie hatte ebenfalls schon immer gerne gelesen und ein Haus voller Bücher besessen. Früher wurde noch gerne gelesen, erzählt Gertrud Höhn, aber die alten Leser sterben langsam aus und jüngere kommen nicht nach. Die besten Leser seien sie selbst, stellt Höhn fest. Im „Lesestüble“ ist es deshalb zwischenzeitlich sehr still geworden. Getrud Höhn bezeichnet sich selbst als begeisterte Leserin und „verzehrt“ in der Woche ein Buch. Sie zieht die alten Bücher jedem neuen Buch vor. Von den heutigen Autoren ist sie nicht besonders angetan. Sie nimmt (wie auch Doris Wößner) nachts ein Buch zur Hand, wenn sie nicht einschlafen kann und liest etwas. Danach können sie wieder schlafen. Eine Stunde sei dabei so schnell vorbei „wie nix“. Nach Ansicht von Doris Wößner und Ilse Knöpfle hätten die jungen Leute keine Zeit mehr für sowas. Wenn zu Hause von den Eltern niemand lese, würden auch die Kinder nicht lesen, sind sich die Frauen einig. Zudem macht die Entwicklung der neuen Medien mit seinen elektronischen Geräten nicht halt. Auffallend ist für sie, dass die jungen Leser nach dem Besuch der Grundschule im Ort wegbrechen. Die Betreiberinnen vom „Lesestüble“ führen dies auf die große Auswahl an Büchernin Sulz und anderen Städten zurück. Das „Lesestüble“ sei deshalb mit seinen meist älteren Büchern nicht mehr konkurrenzfähig. Zu dem treuesten Leserkreis gehören die Kinder vom Kindergarten. Jedes Jahr laden die Frauen den Kindergarten zum Besuch im „Lesestüble“ ein und machen somit Werbung für ihren Bücherverleih. An einem großen „Flohmarkt-Tisch“ werden derzeit Bücher zum Verkauf für 50 Cent angeboten. Die Aktion ist zeitlich nicht begrenzt. Die Öffnungszeiten des Buchverleihs sind an die Öffnungszeiten vom Rathaus angepasst. Jeden Dienstag macht von 15 bis 18 Uhr eine von den drei Frauen abwechselnd Dienst. Über neue Leser würden sich die Frauen vom „Lesestüble“ freuen.

Das Bild zeigt (von links) Ilse Knöpfle, Gertrud Höhn und Doris Wößner.

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